Die Trakl-Gedenkstätte
(Salzburg, Waagplatz 1a)

In der vor Ort ausliegenden Broschüre (April 2004) schreibt der Kustos Dr. Hans Weichselbaum:

Der Entschluß des Hauseigentümers im Jahr 1970, das Haus nicht kommerziell sondern kulturell zu nützen, war die Voraussetzung dafür, daß im ersten Stock eine Gedenkstätte an Georg Trakl, der hier am 3. Februar 1887 geboren wurde, eingerichtet werden konnte. Das Land Salzburg mietete zwei Stockwerke und die Parterreräume, brachte hier eine Reihe von kulturellen Organisationen unter und übergab die Gedenkstätte 1973 in die Obhut der Salzburger Kulturvereinigung. Bei der Eröffnung war die letzte noch lebende Schwester Georg Trakls, Frau Maria Geipel, anwesend. Die 90jährige starb noch im gleichen Jahr. Aus ihrem Nachlaß stammen die schönen Möbel in der heutigen Gedenkstätte; sie sind ein Rest des Trakl'schen Familienbesitzes.

In regelmäßigen Führungen konnten seither viele in- und ausländische Besucher einen bescheidenen Einblick in die Herkunft des Dichters und dadurch eine Anregung zur Beschäftigung mit seinem Werk bekommen. Georg Trakl wurde damit endlich am Ort seiner Geburt und Kindheit auch öffentlich wahrgenommen, und zwar verstanden als Hinweis auf seine schöpferische Leistung, nicht als kommerzielle Vermarktung. Im kleinen Museum wurde ein Teil des nicht allzu umfangreichen dokumentarischen Materials ausgestellt: Photos der Familienmitglieder, Zeugnisse des Dichters, Handschriften, Typoskripte, das Selbstporträt, eine Porträtbüste u.a. Daneben wurde ein Archiv mit der Primär- und Sekundärliteratur, Übersetzungen, Vertonungen und graphischen Auseinandersetzungen angelegt, das für Liebhaber der Lyrik Trakls und für die wissenschaftliche Beschäftigung zur Verfügung steht. Der Bestand in beiden Bereichen wird ständig erweitert. Der wichtigste Zuwachs war der Erwerb des Nachlasses von Erhard Buschbeck, aus dem stets Teile ausgestellt werden.

Jeweils zum Geburts- und Todestag werden eine oder mehrere Veranstaltungen durchgeführt, welche die wissenschaftliche und künstlerische Auseinandersetzung mit Trakls Werk und seine Wirkung verdeutlichen sollen. 1977 versammelte sich eine Reihe von Trakl-Kennern zu einem Symposion, das den Anstoß zu ähnlichen Veranstaltungen in anderen europäischen Ländern gegeben hat. Seither fanden im Trakl-Haus vier weitere Symposien statt.
Der 100. Geburtstag im Februar 1987 veranlaßte die Salzburger Kulturvereinigung zur Erweiterung und gründlichen Renovierung der Georg-Trakl-Forschungs- und Gedenkstätte. Das Land Salzburg, mittlerweile Eigentümer des Hauses, überließ ihr zu diesem Zweck alle Räume des ersten Stockes, die in folgender Weise genützt werden: als Gedenkräume, in denen das übrige noch vorhandene Mobiliar von Frau Geipel und eine Tonbildschau als hoffentlich hilfreiche Einführung untergebracht wurden; als Archiv- und Forschungsräume und als eine kleine Bibliothek mit zeitgenössischer Literatur aus Salzburg.
Im gleichen Jahr wurde mit Unterstützung von Stadt und Land Salzburg im Rahmen der Salzburger Kulturvereinigung das Internationale Trakl-Forum gegründet, das alle Aktivitäten zur Förderung des Werkes von Georg Trakl begleitet und unterstützt und die Verbindung zur zeitgenössischen Literatur und anderen Kunstbereichen herstellt. Es ist offen für Persönlichkeiten und Fachleute, die an der Vermittlung und Verbreitung des Werkes von Georg Trakl interessiert sind.

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