Trakl, Friedrich
(genannt Fritz, 27.2.1890-13.11.1957)

Auszüge aus einem Interview über das Elternhaus und den Bruder:

Georg war ein Kind wie wir anderen auch, fröhlich, wild und gesund.

Es ging uns sehr gut; wir hatten eine große Wohnung und lebten in jener behaglichen und selbstverständlichen Aisance, die sich heute niemand mehr vorstellen kann.

Wir hingen sehr an der französischen Gouvernante und an unserem Vater. Die Mutter kümmerte sich mehr um ihre Antiquitätensammlungen als um uns. Sie war eine kühle, reservierte Frau; sie sorgte wohl für uns, aber es fehlte die Wärme. Sie fühlte sich unverstanden, von ihrem Mann, von ihren Kindern, von der ganzen Welt. Ganz glücklich war sie nur, wenn sie allein mit ihren Sammlungen blieb - sie schloß sich dann tagelang in ihre Zimmer ein.
Wir Kinder waren etwas unglücklich darüber, denn je länger ihre Leidenschaft dauerte, desto mehr Zimmer wurden für uns tabu.

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